Das Orgateam vom neuen All is Blues-Festival Würzburg bei der Begrüßung.
Foto: © Gerald Langer (music-on-net.de)
All is Blues-Premiere am 15./16.11.2024:
Ein heißes Blues-Barbecue
Nach der Premiere des All-is-Blues-Festivals in Würzburg waren alle glücklich und zufrieden: Die Veranstalter, weil sie zweimal ein volles Haus im Kulturkeller Z 87 hatten; die Musiker(innen),
weil sie sich in Würzburg bestens aufgenommen fühlten, und das Publikum, weil es an zwei Abenden vier exzellente Blues-Bands erleben konnte.
Vor gut einem Jahr hatten Carola Thieme, Jochen Volpert, Hartmut Emser, Christian Raith und Karl-Georg Rötter – allesamt keine Unbekannten in der Würzburger Kultur- und Konzertszene – eine Idee:
Würzburg braucht ein Blues-Festival. Was die fünf verbindet: Sie alle lieben den Blues und wollten ihm in ihrer Heimatstadt ein neues Forum bieten. Also bündelten sie ihre Erfahrungen als aktive
Musiker, Konzert- und Festival-Organisatoren und machten sich ans Werk.
Mit den Verantwortlichen des Keller Z 87, einem Event-Raum für Kulturveranstaltungen aller Art, war schnell ein Partner gefunden, der ihnen wohl gesonnen war. Weil Gitarrist Jochen Volpert, der unter dem Motto „Modern Blues Guitar“ inzwischen fünf CDs veröffentlicht hat, in der Bluesszene bestens vernetzt ist, konnten bald vier Bands gewonnen werden, die dem Festivalthema „All is Blues“ gerecht wurden und allesamt zur ersten Liga der deutschen Bluesszene gehören. Mit der Sängerin Jessica Born, den jungen Senkrechtstartern „Muddy What?“, dem Gregor Hilden Organ Trio und der Blues Company war das musikalische Tableau bestens bestückt.
Die Festivaleröffnung gestaltete mit ihrer Powerstimme die Sängerin Jessica Born mit ihrem musikalischen Partner Sammy Milo an der Gitarre, der für seinen erkrankten Vater Georg Crostewitz kurzfristig eingesprungen ist. Neben Blues- und Jazzstandards präsentierten die beiden auch eigenständige Interpretationen von bekannten Pop-Hits. Mit im Gepäck hatte Jessica Born an diesem Tag das frisch erschienene Album „To Be Someone“ mit eigenen Songs von ihr und Georg Crostewitz. Abwechslung war angesichts dieser Bandbreite geboten. Immer wieder schwang sich die Sängerin zu beeindruckenden Stimmkaskaden auf, die Sammy Milo stilvoll begleitete und mit ausgefeilten Solobeiträgen ergänzte. Es war ein stimmgewaltiger Festivalauftakt und das Publikum geizte nicht mit Applaus.
JESSICA BORN DUO – © Fotos: Carola Thieme / thieme markendesign
Muddy What? Diese Frage werden sich wohl die Zuhörenden im bestens besuchten Kellergewölbe in Zukunft wohl nicht mehr stellen. Kaum war das zum Quartett verstärkte Trio auf der Bühne, hatten sie
den Turbo auch schon hochgeschaltet. Vom ersten Ton an spielten sie auf Hochtouren und nahmen das Publikum mit auf einen abenteuerlichen Bluestrip, der sie letztendlich zu den Publikumslieblingen
werden ließ.
Im Zentrum des Quartetts stehen, sowohl visuell als auch akustisch, die Geschwister Ina und Fabian Spang. Wie ein Wirbelwind tänzelt die zierliche Ina mit ihrer rosaroten Gitarre über die Bühne
und liefert sich mit Bruder Fabian, der auch für den Gesang zuständig ist, hitzige Gitarrenduelle. Ob in Coverversionen oder eigenen Songs – das Gaspedal bleibt immer voll durchgetreten.
Beeindruckend dabei ist die Präzision, mit dem das Quartett zur Sache geht. Trotz voller Power und unbändiger Spielfreude bestechen die Arrangements durch fantasievolle Details. Besonders
deutlich wird dies, wenn sich Ina auf einen Barhocker setzt und zur Mandoline greift. Zeit zum Ausruhen gibts auch da nicht, denn sie lässt ihre Finger in atemberaubenden Tempo über die Saiten
flitzen. Und als ihr schließlich die Bühne zu klein wird, macht sich Ina samt Gitarre zu einem „Spaziergang“ durch die Publikumsreihen auf. Begeisterung pur im ganzen Saal.
Derweil sorgen die drei Herren auf der Bühne für einen druckvollen Groove. Fabian Spang nimmt immer wieder mal das Slideröhrchen zur Hand und entlockt seinen – größtenteils selbst gebauten –
Gitarren teils mystisch anmutende Soli, was er durch seinen ausdrucksstarken Gesang noch unterstreicht. Und die Rhythmusgruppe mit Dominik Back (Drums) und Michi Lang (Bass), der ansonsten der
Drummer der Band ist, machen ohne Stillstand Druck, laufen präzise wie ein Uhrwerk und dürfen in Solobeiträgen demonstrieren, wie perfekt sie ihre Instrumente beherrschen. Mit einer bärenstarken,
deutlich vom Original abweichenden Version von „Honky Tonk Woman“ endet ein Konzert, das niemand, der dabei war, so schnell vergessen wird. Muddy What? Muddy What!!!
MUDDY WHAT? (Fotos: Carola Thieme / thieme markendesign)
Noch ein paar Gäste mehr als am Vorabend kamen am Samstag in den zum „House of Blues“ mutierten Keller Z 87. Auch sie mussten ihr Kommen nicht bereuen. Dass Gregor Hilden ein exzellenter
Bluesgitarrist ist, dürfte allen Bluesfreunden längst bekannt sein. Er kann aber auch funky und groovy wie er mit seinem Organ Trio zur Eröffnung des zweiten Festivalabends demonstrierte. Von
Beginn an ging das Trio mit größter Spielfreude und auch einer ordentlichen Prise Humor zur Sache. Wolfgang Roggenkamp ließ seine Orgel soulig Feuer spucken oder gefühlvoll bluesig grooven.
Jazzig virtuose Soli gehen ihm locker von der Hand, und wenn er die Tasten perkussiv einsetzte, merkte man ihm an, dass er auch ein versierter Drummer ist. Den hat Hildens Organ Trio mit Dirk
Brand an Bord. Er ist ein wahrer Virtuose an den Trommelfellen, stets präsent und den Kompositionen seinen Stempel aufdrückend. Ein Highlight ihres Sets war Brother Jack Mc Duffs „Hot Barbecue“
bei dem sie ihrer Spielfreude freien Lauf ließen. Gregor Hilden konnte im Trio-Kontext ausführlich sein großes Können demonstrieren. Denn er ist einer jener Gitarristen, die wissen, dass man den
Tönen auch Luft lassen muss, um sie zur wahren Wirkung zu bringen. Seine Fingerfertigkeit wird nie zum Selbstzweck, sondern steht stets im Dienst der Songs.
Und das Hilden Trio hatte noch eine schöne Überraschung mitgebracht. Der Würzburger Gitarrist Jochen Volpert, Mitglied im Festival-Orga-Team, hatte Hilden um einen Beitrag zum Song „Shuffle
Madness“ gebeten, der auf seiner aktuellen CD „Ten“ enthalten ist. Das Trio hatte den Song eigens eingeübt und lud den Gastgeber zum Mitspielen ein. Ein schöner Abschluss eines virtuosen
Konzerts.
GREGOR HILDEN ORGAN TRIO – © Fotos: Carola Thieme / thieme markendesign
Abgeschlossen wurde das erste All is Blues-Festival mit einer deutschen Blueslegende, der Blues Company aus Osnabrück. Bandgründer, Gitarrist und Sänger Toscho Todorovic sowie der zweite
Gitarrist Mike Titré der Band spielen seit 45 Jahren (!) in dieser Gruppe zusammen. Das ursprüngliche Quartett ist inzwischen mit zwei Bläsern zum Sextett angewachsen und ist im klassischen Blues
verwurzelt, wenngleich ein Großteil des Repertoire eigene Kompositionen sind. Die Blues Company ist ein eingespieltes Team, das trotz aller Perfektion große Spielfreude ausstrahlt, die sich auch
bald auf das Publikum überträgt. Dazu trägt nicht zuletzt die charismatische Persönlichkeit des Bandleaders bei, der seiner Gitarre elegante und gefühlvolle Soli entlockt, die ein echter Genuss
sind. Die beiden Bläser (Trompete und Saxophon) sorgen nicht nur für feurige Einwürfe, sondern erhalten auch ausreichend Freiraum, um solistisch ihr großes Können zu zeigen. Und wenn man 45 Jahre
on the road ist, gibt es auch einiges zu erzählen. So erinnerte Toscho sich an denkwürdige Konzerte im Würzburger „Omnibus“, wobei ihm besonders im Gedächtnis geblieben ist, dass man das ganze
Equipment zunächst eine steile Treppe hinunter und später wieder hinauf schleppen musste.
Mit der Blues Company fand das erste All is Blues-Festival einen würdigen Abschluss. Dieses Festival wird vielen, die dabei waren, in Erinnerung bleiben.
Erwähnt werden muss schließlich noch unser Tontechniker Ali Patzak von der MEGAphon GmbH, der zwei Tage lang für einen makellosen Sound sorgte, was sowohl beim Publikum als auch von den Akteuren auf der Bühne auf große Anerkennung stieß.
Das Festival-Team dankt an dieser Stelle allen beteiligten Bands und Musiker:innen für ihre wunderbare Kooperation und großartige Konzerte. Wir danken dem Keller Z 87, allen voran Uwe Dolata, für
die freundliche Aufnahme. Ohne euch wäre das Festival niemals möglich gewesen! Wir danken außerdem allen öffentlichen und privaten Förderern, die durch ihre finanzielle Unterstützung das Festival
ermöglicht haben. Und wir bedanken uns last not least bei den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern der zwei Konzertabende. Sagt es weiter, wenn es euch gefallen hat. Dann sehen wir uns
vielleicht im nächsten Jahr wieder.
Selbst loben wollen und dürfen wir uns ja nicht. Deshalb haben wir uns besonders hierüber gefreut:
„Danke liebes All is Blues-Team, ihr seid toll! Das war ein großartiger Abend und wir sind glücklich und dankbar, beim allerersten Tag eurer allerersten Festivalausgabe dabei gewesen zu sein. Da
habt ihr heute viele Zuhörer und Musiker glücklich gemacht, danke und weiter so!“ (Ina Spang von Muddy What?)
(Text: Karl-Georg Rötter)
BLUES COMPANY + Fabulous BC Horns – © Fotos: Carola Thieme / thieme markendesign
Danke an Dalle TV! (Film-Copyright: Peter Kemp/Dalle-TV)
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