Foto-Ausstellung „Gon’ Play It For Lil’ Brother“ mit Bluesfotografien von Axel Küstner vom 05.-15.11.2025.
Vernissage am Mittwoch, 5. November um 19:00 Uhr in Anwesenheit des Künstlers.
Weitere Öffnungszeiten: 8. und 9. November jeweils 15.30 bis 18 Uhr und während des Festivals.
Eintritt frei. Um Spenden wird gebeten.
Herzlich willkommmen!
Veranstaltungsort: Kulturkeller Z87, Frankfurter Str. 87, 97082 Würzburg
B.B. King, John Lee Hooker, Muddy Waters oder Buddy Guy – um nur ein paar Namen zu nennen – sind Bluesmusiker, die jedem Kenner des Genres wohlbekannt sind und die während ihrer Karrieren
wohlhabende Männer geworden sind. Aber wer hat schon mal von Matt „Uncle Snapper“ Willis, Lattie „The Wolf“ Murrell, J.W. Warren oder Jack Owens gehört? Auch sie sind Bluesmusiker, spielten zur
gleichen Zeit wie die oben genannten Blues-Ikonen, lebten jedoch am Existenzminimum. Ihr Zuhause war am äußersten Rand der Gesellschaft im ohnehin schon armen Süden der USA. Musikalisch
blieben sie meist unbekannt.
Axel Küstner (geb. 1956) aus Bad Gandersheim in Niedersachsen hat sie alle getroffen und noch viele mehr. Der heute 68jährige Fotograf hat sie während rund 30 Reisen, die er zwischen 1978 und
2005 kreuz und quer durch die Vereinigten Staaten – vor allem im Süden der USA – unternahm, besucht. Er hat sie in ihrem persönlichen Umfeld fotografiert, in ihren Wohnzimmern und Küchen oder vor
ihren Shacks ihre Musik aufgenommen – und zahlreiche Erinnerungen gesammelt.
Dem All is Blues-Festival ist es gelungen, für seine zweite Ausgabe am 14. und 15. November 2025 Axel Küstner für eine Ausstellung seiner außergewöhnlichen Bilder zu gewinnen. Er wird etwa 30
großformatige Fotografien mitbringen und im Keller Z 87 im Bürgerbräugelände ausstellen. Es ist eine Auswahl aus über 100 000 Bildern aus Axel Küstners Archiv. Küstners Bilder waren bisher nur
selten in Deutschland zu sehen, in den USA hatte er seine letzte Ausstellung im Herbst 2024 im Black Prairie Blues Museum in West Point, Mississippi.
Küstners Leidenschaft für den Blues begann schon früh. Als am 15. März 1972 in Bremen das legendäre American Folk Blues Festival Station machte, saß der gerade mal 16-Jährige im Publikum. Mit der
damaligen Rock- und Popmusik konnte er nichts anfangen, denn durch einen Sampler des Lifestyle-Magazins TWEN war er erstmals ,mit Bluesklängen in Berührung gekommen und damit war’s um ihn
geschehen. Der Blues der Afroamerikaner wurde seine Obesssion bis zum heutigen Tag.
Zurück nach Bremen: Der junge Axel Küstner hatte das tragbare Uher-Tonbandgerät seines Vaters dabei und nahm seine Idole im Konzert auf. Das konnte man damals noch. Und dann kam der entscheidende
Moment. Nach dem Konzert traf er hinter der Bühne seinen Blues-Hero Big Joe Williams (1903 bis 1982), der unter anderem den Blues-Klassiker „Baby please don’t go“ bereits 1935 zum ersten mal
aufgenommen hatte. Der empfing ihn überaus freundlich und wollte ihm unbedingt einen Song auf sein Tonband singen. Gesagt, getan. Einige Jahre später besuchte der junge Axel Küstner den Bluesmann
in den USA und es entstand eine lebenslange Freundschaft. Unter anderem produzierte Küstner zwei Langspielplatten mit Big Joe.
Von in Deutschland tourenden Bluesmusikern erhielt Axel Küstner wichtige Hinweise auf in den USA lebenden
Blueskünstler, daneben stand er im regen Austausch mit Bluesexperten, woraus sich viele
Kontakte ergaben. Das war überaus hilfreich für seine späteren Roadtrips. Wie sonst sollte ein junger Deutscher obskure Musiker, die kaum einer kannte, aufspüren? An Internet und E-Mail wagte
damals noch niemand zu denken.
Big Joe galt als schwieriger Charakter, ein echter „tough guy“, dennoch ließ er den jungen Deutschen nahe an sich heran. Das gilt auch für alle anderen Bluesleute, denen Küstner bei seinen Reisen
noch begegnen sollte. Dem autodidaktischen Fotograf gelang es, Nähe und Vertrauen zu den Blues-Künstlern herzustellen. Und obwohl seine Bilder eigentlich rein dokumentarisch sind, zeigen sie
nahezu intime Einblicke fernab von jeglichem Voyeurismus. Küstner lauert seinen „Modellen“ nicht wie ein Paparrazzo auf, sondern taucht in ihre Welt ein und agiert mit ihnen auf Augenhöhe.
Deshalb erscheinen die fotografierten Bluesmänner (ein paar wenige Frauen sind auch dabei) auch nicht vordergründig als verarmte alte Männer, sondern als Personen, die eine große Würde
ausstrahlen. Als ob sie sich bewusst seien, dass sie die letzten ihrer Art sind und dies für die Nachwelt dokumentieren müssten. Alle der fotografierten Kümstler sind in der Tat inzwischen
verstorben. Der deutsche Fotograf hat somit ein wichtiges Kapitel amerikanischer Musikgeschichte festgehalten und ermöglicht dem Betrachter, in die inzwischen nicht mehr existierende Welt der
authentischen Bluesmen einzutauchen.
Küstner hat aber nicht nur fotografiert, er hat auch vor Ort Musik aufgenommen, die man ohne diese Aufzeichnungen wahrscheinlich sonst nie gehört hätte. 1980 produzierte er mit seinem Freund, dem
Toningenieur Siegfried „Ziggy“ Christmann, auf einer dreimonatigen Reise die 14-teilige LP-Serie „Living Country Blues USA“ für die deutsche Plattenfirma L+R Records des Impressarios Horst
Lippmann, den Mitbegründer des American Folk Blues Festivals. Die Aufnahmen von „Living Country Blues USA“ sind inzwischen auch als CDs erhältlich. Daneben gibt es im Internet mehrere Radioshows
aus den USA, in denen zahlreiche unveröffentlichte Songs aus Küstners Archiv zu hören sind (Google: Axel Küstner/Big Road Blues).
Axel Küstner wird zur Eröffnung seiner Ausstellung, die am 5. November stattfinden wird, nach Würzburg kommen. Die Bilder werden natürlich auch während des Festivals zu sehen sein.
Foto: Axel Küstner
Fotos: Carola Thieme
Axel Küstners Blues-Fotos und seine Schellack-Disco im Z87
Wenige Tage bevor der erste Live-Act auf der Bühne steht, hat das All is Blues-Festival seine zweite Auflage (am 14. und 15. November) im Keller Z87 in der Frankfurter Straße mit einem Warm
Up-Programm gestartet. Am Mittwochabend kamen etwa 40 Bluesfreunde und -freundinnen ins Foyer des Kulturkellers, um der Eröffnung einer ganz besonderen Fotoausstellung beizuwohnen. Dazu wurde
ihnen von den Festivalveranstaltern eine Überraschung angekündigt.
Eingeladen war der Fotograf Axel Küstner aus Bad Gandersheim in Niedersachsen, der knapp 30 großformatige Fotografien von Bluesmusikern und -musikerinnen, an den Längswänden des Foyerraums
zeigt. Dass das Festival in diesem Jahr sein Spektrum um eine Ausstellung erweitert, liegt daran, so Karl-Georg Rötter vom Veranstalterteam in seiner Begrüßung, dass ein thematisch
ausgerichtetes Festival aus mehr als nur Musikdarbietungen bestehen sollte. Workshops. Lesungen oder Vorträge sollten ein Festival ergänzen und und die Besucher zum Austausch untereinander
animieren.
Axel Küstners Bilder tun genau dieses. Denn sie zeigen Einblicke in das alltägliche Leben der Blueskünstler, die den meisten Betrachtern bisher fremd und unbekannt gewesen sein dürften. Schiefe
Holzhütten oder alte Wohnwägen dienten den Bluesleuten im Süden der USA als Unterkunft, die dort oft in großer Armut in abgelegenen Gegenden lebten. Dorthin unternahm Küstner rund 30 Reisen und
fotografierte Bluesleute, die nie im Scheinwerferlicht großer Bühnen standen, und denen die große Musikwelt vorenthalten blieb. Heute sind alle Musiker, die Küstner ablichtete, bereits gestorben.
Doch seine Bilder lassen sie für die Nachwelt in Erinnerung bleiben. In vielen Fällen sind Küstners Fotografien die einzigen erhaltenen Bilddokumente von ihnen. Blues-Spezialisten können über
exotische Gitarren auf den Bilden fachsimpeln, andere werden in den Gesichtern der Musiker große Würde erkennen oder die hohe ästhetische Qualität der Aufnahmen bestaunen.
Axel Küstner hat aber auf seinen Reisen nicht nur fotografiert, sondern auch Musik aufgenommen, oftmals sind diese Field Recordings die einzig verbliebenen musikalischen Dokumente dieser Musiker.
Daneben sammelt er auch seltene Schellack-Platten aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Womit wir bei der angekündigten Überraschung wären, nämlich der wahrscheinlich ersten „Schellack
Disco“ in Würzburg. Zehn dieser Platten aus den Anfängen der Tonträger-Geschichte hatte Axel Küstner mit nach Würzburg gebracht und spielte sie dem Publikum vor.
Auf den Scheiben knisterte und rauschte es, viele aber hatten eine überraschend gute Klangqualität. Küstner präsentierte verschiedene Spielarten und Stile des Blues, was für Kurzweil sorgte.
Besonders aber beeindruckte und überraschte er die Zuhörer durch sein enzyklopädisches Blues-Wissen, mit dem er die einzelnen Songs erläuterte. Allenthalben herrschte großes Staunen, wie Küstner
sein Detailwissen und die teils exotischen musikalischen Beispiele zu einem äußerst unterhaltsamen Programm zusammenfügte.Während Blueskenner bei den Klängen von Lonnie Johnson, Johnny Shines
oder Big Walter Horton noch wissend mit dem Kopf nickten, dürften auch sie die Musik Zozo Bolein, Sister O.M. Terrell oder KC Douglas zum ersten Mal gehört hatten.
Und so waren sich am Ende alle - Axel Küstner, das Publikum und die Veranstalter vom All is Blues-Team – einig: Diese erste Schellack-Disco im Z87 sollte nicht die letzte gewesen sein.
Die Ausstellung von Axel Küstner kann am 8. und 9. November jeweils von 15.30 Uhr bis 18 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt ist frei. Außerdem kann die Ausstellung an den beiden Festivaltagen
etwa ab 15 Uhr besichtigt werden.
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